Skulptur vor dem Hauptgebäude der UNO, New York |
Erwiderungen in den säkularen Medien präsent ist. Zum anderen, weil es in der letzten Ausgabe der FeG-Gemeindezeitschrift "Christsein heute" auch im Gemeindebund, in dem ich Pastor bin, präsent war (dort anlässlich des 100sten Jahrestages des Beginns des 1. Weltkrieges). Die Frage, mal abseits von Fragen wie der Vergleichbarkeit von Deutschland und Costa Rica (dazu verkneife ich mir einen Kommentar) ist: Ist es nach der Lehre Jesu Christi legitim, in bestimmten Situationen zum Schutz von Schwächeren oder Wehrlosen Gewalt anzuwenden oder ist militärische Gewalt immer falsch und zu verwerfen? Und selbst wenn sie legitm ist: Kann ich als Nachfolger Jesu mich daran beteiligen?
Vorweg: ich achte und respektiere das Beispiel vieler christlicher Pazifisten, selbst, wenn ihr Pazifismus durch konfessionellen Druck zustande gekommen ist. Dazu gehören z.B. Täufergruppen wie die Hutterer, die Amish, die Qäker, die Mennoniten u.a., die grundsätzlich auf Waffendienst verzichten und in der Vergangenheit dafür immer wieder einen hohen Preis bezahlen mussten. Selbst die Zeugen Jehovas (sic!), obwohl ich theologisch Lichtjahre von ihnen entfernt bin, die eher bereit waren, den Gang ins Konzentrationslager anzutreten als in der deutschen Wehrmacht Dienst zu leisten, finde ich bewundernswert.
Und trotzdem: Ich halte Pazifismus, sei er nun religiös oder politisch motiviert, für unrealistisch. Geboren aus leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit, dem Leiden und oft Verzweifeln an dem Zustand der Welt gegenwärtig und dem Wunsch nach einer friedlichen Zukunft - und doch so oft den realen Zustand der Welt und der Menschen fehleinschätzend.
Im betreffenden Artikel von "Christsein heute" (leider nicht online verfügbar) wird darauf hingewiesen, dass in den letzten Jahrzehnten zusehends mehr Konflikte in der Welt durch friedliche Vermittlung beigelegt wurden, durch den Einsatz von Mediatoren und "Friedensarbeitern". Leider bleibt der Autor konkrete Beispiele schuldig. Aber, selbst wenn das so ist: Es gibt eben auch (immer noch) die Art von Konflikten, bei denen ein Frieden erst möglich wurde, nachdem ein militärischer Status Quo hergestellt war. (Beispiel: Jugoslawien. Oder, weiter zurückgeblickt: Europa nach dem 2. Weltkrieg). Das Mittel zur Beilegung von Konflikten sei der "Friedensdialog".
Nun bin ich absolut dafür, miteinander zu reden und zu kommunizieren, und das möglichst intensiv und lange, bevor man zu militärischen Maßnahmen greifen muss. Das Manko an dieser Theorie ist: Sie setzt voraus, dass ich es mit einem Gegner zu tun habe, der einen ähnlichen Wertekanon wie ich hat und der vor allem ebenfalls die Beendigung des Konflikts will.
Was aber, wenn das Ziel des Gegners nicht Beendigung des Konflikts oder eine gute taktische Ausgangssituation für Verhandlungen ist, sondern Annihilation? Was Appeasement in der Realität bewirkt, das hat gerade der europäische Kontinent schmerzhaft erfahren. Wie würden die barbarischen Schlächter der IS im Irak und Syrien auf Inititativen dieser Art reagieren (so gut sie auch gemeint sind)? Sie würden sie als Schwäche deuten und darüber lachen.
Klar: Das ist nicht exemplarisch für alle Konflikte dieser Welt. Viele militärische Eingriffe, auch des Westens, werden nicht zum Schutz von Minderheiten geführt, sondern zum Durchsetzen von Interessen. Und trotzdem halte ich es für legitim, nach dem Scheitern aller Versuche, verbal miteinander einig zu werden, einem unbelehrbaren Aggressor mit der Waffe in der Hand entgegenzutreten und ihn, wenn nötig, zu bekämpfen - als letztes Mittel, aber eben als verwendbares und einsetzbares Mittel.
Ich weiß, dass es dazu ganz unterschiedliche Ansichten gibt und ich schätze und respektiere diejenigen, die es anders sehen. Aber ich will, bei aller fröhlichen Voraussicht auf das kommende Friedensreich Gottes, hier in der Realität leben, sie richtig einschätzen und sie mitgestalten. Deshalb bin ich kein Pazifist: Ich möchte Realist sein. Auch und gerade in Gottes Namen!
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