Nee, nicht ich; keine Angst. Ich bin gerade noch dabei, mich hier in Ostfriesland einzuleben und mir geht es in Umgebung und Gemeinde recht gut.
Es geht hier vielmehr um ein in Freikirchen häufig gewordenes Phänomen: Die meisten Leute, die ich in eben diesen Kirchen (oder nennen wir's mal Gemeinden, das ist auch die Selbstbezeichnung) treffe, sind nicht Menschen, die sich vom Nicht-Glauben zum Glauben gewandt haben, sondern Menschen, die vom Hintergrund einer anderen christlichen und hier in den meisten Fällen: freikirchlichen Gemeinde kommen. Das kann verschiedene Gründe haben: Manchmal sind es durchaus nachvollziehbare. Z.B. die Erfahrung, dass man aus beruflichen, gesundheitlichen oder sonstwelchen Gründen umziehen musste und die Gemeinde die geografisch und theologisch nächstliegende vor Ort ist. Oder dass jemand zum Studium oder zur Ausbildung für einige Zeit am betreffenden Ort wohnt (hier in Norden eher selten). Ich weiß, dass es sogar gute Gründe geben kann, eine Gemeinde zu verlassen und sich einer anderen anzuschließen. Theologische Gründe z.B. oder auch persönliche Erfahrungen von geistlichem Mißbrauch und ähnlichem. Alles korrekt.
Die Mehrzahl der Leute - das ist mein Eindruck - wechselt allerdings aus weit weniger stichhaltigen Gründen. "Hier wird kein Lobpreis praktiziert". Eine freikirchlich-kryptische Umschreibung für: "Hier werden keine zeitgemäßen und modernen Lieder gesungen". Ehrlich ausgedrückt: "Die Mucke hier gefällt mir nicht" - aber das wäre ja zu banal formuliert.
Ein anderer Grund: "Ich kriege keinen geistlichen Input. Mir fehlt die Nahrung". Das kann ein guter Grund sein, aber ich frage mich schon manchmal: Ist es tatsächlich so, dass du nicht ernährt wurdest, oder hast du nur nicht das bekommen, was du an geistlicher Nahrung haben wolltest?" Wer jahrelang beim Babybrei bleibt (und der Brei, bzw. nach Paulus die Milch, ist wichtig, um einen guten Start in den Glauben zu erleben), für den schmeckt der Brokkoli erst mal "Bäh", auch wenn er gesünder ist. Das Gemüse der Herausforderung im Glauben, des Sich-selbst-hinterfragens, der Buße und Erneuerung, ohne das ein Wachstum im Glauben nicht möglich ist.
Ich höre immer, dass das Prinzip der Frewilligkeit, das Vertrauen auf Eigeninitiative eine der großen Stärken der Freikirchen sei. In Wirklichkeit entpuppt es sich als eine ihre entscheidendsten Schwächen. Es ändert, oft unmerklich, die Erwartung, die ein jeder an die Gemeinde und dort konkret z.B. an den Sonntagsgottesdienst hat. (Originalzitat von Jeff Dunn von Internetmonk: "So the pastor can no long simply prepare an expository message from
Scripture. He must take his crowd into consideration and know
how to entertain them—without offending any, without asking them to do
anything. Forget seminary. The successful pastor of today needs to hire a
drama coach.") Ein bisschen übertrieben vielleicht, aber da ist was wahres dran.
Ich wünsche mir, ohne eine konkrete Idee zur Umsetzung zu haben, eine zum Pietismus alter Tage, nicht in den Formen, aber doch im gemeinsamen Bedürfnis, vor Gott zu kommen, sich von ihm leiten und auch korrigieren und herausfordern zu lassen, und gemeinsam auch Schwierigkeiten durchzustehen. Das sind schließlich die Situationen, in denen Gemeinde sich bewähren muss.
Ich überlege gerade, ob sich deine Beobachtung auch auf meine, in gewisser Weise auch freikirchlich organisierte (jedenfalls was die Schwachpunkte angeht...), Kirche übertragen läßt.
AntwortenLöschenVielleicht hat aber gerade die 450jährige Tradition meiner Kirche, wenn auch mit vielen Brüchen, zur Folge, daß hier keine Show erwartet wird, im Gegenteil sogar der Modernismus oft abgelehnt wird.
Und geradezu regelmäßig fangen wir Menschen auf, die keinen Halt mehr finden in den Eventgemeinden, wo sie zum Glauben kamen (oder der Glaube zu ihnen).
Norden?!
AntwortenLöschenmeine Heimatstadt, dort bin ich aufgewachsen. Es ist schön dort, Sie werden es sehen. Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit dort. Ach ja - interessanter Blog!
Danke vielmals. Norden ist eine schöne Stadt, meine Familie und ich genießen es.
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