Meine älteste Tochter nimmt, wie die meisten anderen Kinder auch, am Religionsunterricht ihrer Grundschule teil. Ich sehe das mit gemischten Gefühlen, da ich an meinen eigenen Reli-Unterricht in Schule und Berufsschule eher nicht so tolle Erinnerung habe (wo wir u.a. Stühlerücken und ähnliches geprobt haben oder es um (klar) soziale Gerechtigkeit für irgendeinen Indianerstamm in Nicaragua ging. Das mag ja nicht verkehrt sein, aber so ein bisschen hätte ich nix dagegen, wenn im Reli-Unterricht auch mal über den Inhalt des christlichen Glaubens gesprochen wurde). Highlight war eine Reli-Lehrerin (katholisch - in der Berufsschule gab es einen Religionsunterricht für beide Konfessionen), die uns erzählte, warum Abtreibung so toll sei und es die Rechte der Frauen auf Selbstbestimmung manifestiere.
Meine Tochter macht bis jetzt zumindest bessere Erfahrungen in Reli, da war ich schon ein paar mal überrascht, wie doch im Unterricht ins Detail gegangen wurde. Trotzdem - sollte sich später mal irgend ein Spät-68er im Reli-Unterricht austoben wollen, wird sie ruckzuck abgemeldet. Katechetischen Unterricht hat sie in der Gemeinde schließlich genug.
Noch ein kleiner Treppenwitz zum Schluss: Unlängst kam die Mutter einer Klassenkameradin meiner Tochter zur Reli-Lehrerin und beschwerte sich, dass im Religionsunterricht ja viel zu viel von Gott die Rede sei. Für einen klitzekleinen Moment erwog ich, anschließend zum Mathelehrer zu gehen und mich zu beschweren, dass in seinem Unterricht zu viel mit Zahlen umgegangen werde ...
Meine zwei Großen nehmen nicht am schulischen Religionsunterricht teil. (Im Elsaß gibts den, sonst nicht in Frankreich, jedenfalls nicht an Schulen der öffentlichen Hand. Da springen die Religionsgemeinschaften ein wie weiland die Christenlehre.)
AntwortenLöschenDie Lehrerin ist einfach unbeschreiblich, es wäre kontraproduktiv.
Dennoch sind sie beide aktiv in der Gemeinde, die Große jetzt im Jugendclub und der Kleine beim Catéchisme.
Und ich hab mich auch vom Reli-Unterricht abgemeldet, als die Befreiungstheologie dransein sollte. War vielleicht ein Fehler, meine Noten wurden besser, je mehr ich opponierte. Hätte vielleicht noch ein Zehntel aufs Abi gegeben. ;)
Im Studium hab ich dann gesehen, warum Relilehrer oft so seltsam unterrichten. Die haben das gleiche Programm wie wir Volltheologen, aber dazu ein zweites Lehrfach und Pädagogik. Und das alles in 12 Semestern, wo man schon die Theologie allein in 12 Semestern zwar kauen, aber nicht widerkäuen und verdauen kann... da kann ja im Unterricht erst mal nur Ungares rauskommen.
Inhalte christlichen Glaubens ausgerechnet im Religionsunterricht? Ist das nicht Ausdruck einer völlig überzogenen Erwartungshaltung? Nee im Ernst, für mich war der Religionsunterricht immer die Stunde, in der ich meine Hausaufgaben erledigt habe (Freizeitmaximierung), oder einfach mal auf Durchzug schalten konnte (Powernapping). Musste ja auch mal sein, und wieso auch nicht, die Themen waren ja immer dieselben: Drogen, Sekten, Satanismus etc. Es war immer derselbe dröge sich ständig wiederholende Kanon von Themen, die sich die Schüler zu allem Überfluss selber aussuchen durften, und die natürlich mehrheitlich das wählten, was am wenigsten Arbeit machte. Im Werte und Normen Unterricht war das übrigens ähnlich. Ich wurde nicht religiös sozialisiert, aber es ist erstaunlich, dass nichts aus dem Religionsunterricht hängengeblieben ist.
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