Was mich auf den Blog zurückgetrieben hat, war meine Teilnahme an der MEHR 2017, der Konferenz des überkonfessionellen (aber aus der Initiative katholischer Mitchristen hervorgehender) Gebetshauses in Augsburg. Angemeldet hatte ich mich bereits im Juni (als einer der Ersten), weil ich da unbedingt hinwollte. Den Leiter des Gebetshauses, Dr. Johannes Hartl, hatte ich vorher schon zwei Mal auf Kongressen miterlebt (Willow-Creek-Kongress im Februar 2016 und dem Männertag in Wiedenest) und fand ihn richtig gut. Das Gebetshaus kannte ich bis dato nur vom Internetauftritt. Aber allein, dass es einen Ort gibt, an dem 7 Tage die Woche je 24 Std. gebetet wird, an dem also das Gebet nicht verstummt, fand ich faszinierend.
10.000 Teilnehmer aus 40 Ländern und unterschiedlichen Konfessionen. Und Jesus in der Mitte. War klasse! |
Womit wir schon beim Thema der Konferenz sind. "Holy Fascination"; Heilige Faszination. Nun ist es so, dass ich schon häufiger auf Kongressen ähnlicher Größenordnung war (obwohl 10.000 Teilnehmer in Augsburg schon ein echtes Brett sind) und mit unterschiedlichen Gefühlen und Erlebnissen jeweils wieder nach Hause ging. Das war hier anders. Ich war den generellen Stil ja von meiner frekirchlichen Verortung her bei Kongressen und Großveranstaltungen gewöhnt; trotzdem war hier irgendetwas anders. Vielleicht lag es daran, dass Lobpreis hier nicht einfach nur eine musikalische Begleitung oder Einleitung der Vorträge war, sondern die ganze Veranstaltung getragen hat: Wenn nicht gerade auf der Bühne geredet wurde, war Lobpreis angesagt, der im Stil durchaus unterschiedlich war. (Laut /mitreißend und ruhig/kontemplativ wechselten sich ab).
Ich machte mich am 05.01. so um viertel vor zehn in Norden auf den Weg und war nach einer verhältnismäßig unspektakulären Zugfahrt (was auf dem Rückweg ganz anders war ...) direkt auf den Weg zum Veranstaltungsort. Der war so beschaffen, wie man ihn von Veranstaltungen dieser Art kennt: eine Halle für die Hauptveranstaltungen und mehrere Räume und Segmente kleinerer Hallen für anderes wie z.B. eine "Plaza", in der neben einem innenarchitektonisch sehr ansprechend gestalteten Café, das permanent überfüllt war und einem ebenso sehenswerten "Gebetshaus-Shop" auch kleinere Stände verschiedenster Organisationen, Ausbildungsstätten oder Projekte fand. "Open Doors" zum Beispiel. Oder "Operation Mobilisation". Oder die Theologische Hochschule des Bundes Freier evangelischer Gemeinden in Ewersbach. Oder die FCJG Lüdenscheid, und natürlich auch mehrere Stände katholischer Initiativen und Werke, die ich nicht kannte (mit Ausnahme der Zeitung "Tagespost" und YouCat).
Am Rande: Untergebracht war ich im "ArtHotel Ana Style", ein echter Tipp in Augsburg. Zimmer zu einem halbwegs vernüftigen Preis, alles drin was man brauchte und ein phänomenales Frühstücksbuffet. Das einzige, was nervte, waren die ganzen Buddhafiguren (wie ein geschätzter Kollege von mir mal sagte: "Die Gartenzwerge der Postmoderne"). Manche meiner evangelikalen Mitchristen hätten das als geistliche Belastung empfunden; ich war am ersten Abend einfach todmüde und erlaubte mir im Bewusstsein, dass Jesus der Sieger ist, ein müdes Schulterzucken.
Der Kongress selbst: Es war laut! So laut, dass im Gebetshausshop konsequent Ohrenschützer für die Kinder angeboten wurden. Und es gab was auf die Augen: Eine Professionalität im Bereich Licht- und Tontechnik, an der andere sich erst mal messen müssen. Im entsprechenden Bericht der "Tagesthemen" (sic!) sprach ein eigens interviewter "Experte" (mit so was haben wir Freikirchen im evangelischen Bereich auch mehr Erfahrung, als uns lieb ist) von Traditionsverlust und "Inszenierung". Letzterer Begriff trifft es gut, wenn auch freilich in einem weit besseren Zusammenhang als im Interview gemeint.
Dr. Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses Augsburg und Hauptredner |
Die Vorträge von Johannes Hartl waren klasse. Sicherlich mit viel Lockerheit und einigen Kalauern präsentiert, aber thematisch auf den Punkt kommend (und biblisch fundiert, wenn auch mehr im konkordanten Stil). Jeder Vortrag, wirklich jeder, berührte Lebensthemen, die mich in den letzten Jahren, ach was: Jahrzehnten immer wieder beschäftigt haben oder beschäftigen. Nun ist Johannes Hartls Stil sicher nicht jedermanns Sache, aber ich merkte, wie ich durch die Themen und die Gedanken persönlich angesprochen und sehr berührt wurde. Insofern kann ich, glaube ich, schon nicht mehr objektiv berichten. Ist mir aber auch wurscht.
Rainiero Cantalamessa während der Predigt (mit Übersetzerin) |
An der Stelle mal ein "Thumbs up" für die Übersetzerin, die als Christin mit freikirchlicher Bindung die Mammutaufgabe hatte, einen katholischen Priester zu übersetzen und manchmal bei katholischen Spezifika an ihre Grenzen kam. Aber sie ist trotzdem eine gute Übersetzerin.
Ok, das war jetzt alles das "Wie". Über das "Was" ist glaube ich, ein Extra-Artikel fällig, den zu schreiben ein paar Tage dauern wird - es schließt sich diese Woche ja direkt die Gebetswoche der "Evangelischen Allianz" in Deutschland an, die natürlich auch hier in Norden stattfindet - unter anderem im Form einer Gebetsnacht in der FeG Norden am Freitag ...