Ich hatte mich schon sehr frühzeitig angemeldet. Da es auf der MEHR aber auch ein Jugendprogramm, den so genannten "TeensTrack" gibt und auch ein Kinderprogramm, entschloss ich mich auf Idee meiner Frau hin, meine ältesten 3 Kids mitzunehmen: zwei Mädels, 13 und knapp 11 Jahre und den ältesten Jungen, 9 Jahre alt.
Fangen wir mal bei denen an: Die "Kleinen" waren restlos begeistert vom Kinderprogramm. Das war nicht nur "Aufbewahrung", damit die Eltern mal in Ruhe einem Vortrag zuhören können, sondern volles Programm mit Lobpreis, geistlichem Input und Spiel, und das alles in einer guten Mischung. Zitat meiner zweitältesten Tochter: "Papa, wenn du nächstes Jahr wieder ohne mich auf die MEHR willst, dann spare ich ein Jahr mein Taschengeld, zahle mein Bahnticket selbst und fahr auf eigene Faust! Ich will da wieder hin!" An dieser Stelle ein dickes, dickes LOB für die Kindermitarbeiter auf der MEHR, die einen Riesen-Job gemacht haben. Ich hab meine Kids noch nie so begeistert erlebt nach einer Konferenz oder einer Freizeit.
Was mich selbst anbelangt, so dachte ich, ich wüsste ja eigentlich, was mich erwartet. Und trotzdem hielt diese Konferenz noch einige Überraschungen bereit ("Bomben", wie Johannes Hartl, Leiter des Gebetshauses, sich auszudrücken beliebte). Dazu später mehr. Ich begab mich mit meiner ältesten Tochter und einer befreundeten Familie aus Frankfurt, die sich ganz spontan zur Teilnahme entschlossen hatte, ins MEHR Auditorium, der Hauptveranstaltungshalle. Und was soll ich sagen: Der Lopreis war der Hammer! Mitreißend, bewegend, erfüllend. Auch meine Tochter war begeistert. Die meisten Lieder waren vom unlängst veröffentlichten Gebetshaus-Album "So hoch der Himmel ist"; gut singbar und schnell zu lernen für die, denen sie noch unbekannt waren. Und all das erzeugte eine ganz eigene Atmosphäre in der Halle, die ziemlich vollgepackt war (mit so ca. 11.000 Leuten ...).
Auch inhaltlich war es gut und sehr ansprechend; auch dieses Mal trafen die Vorträge aktuelle Lebensthemen von mir. "Jubeln für Anfänger" - der war wie für mich gemacht. Oder "Das entfesselte Evangelium", "gehüllt in Roben"; ein Vortrag, in dem es um Wertschätzung und Freiheit ging, ein nie endendes Thema in der Gemeinde.
Sehr berührend fand ich vor allem zwei Abende: Zum einen der "Launch" von etwas, das sich "Mission Manifest" nennt; eine Inititiative, die zum Ziel hat, eine neue geistliche Missionsbewegung in der kath. Kirche in Gang zu setzen, Menschen für Jesus zu begeistern und sie auszurüsten, um andere Menschen für Jesus zu begeistern. Eine klasse Sache, die ich, soweit es mich als Freikirchler betrifft, gerne unterstütze. Eine geistlich lebendige, jesuszentrierte katholische Kirche, die sich nicht in haufenweise überflüssiger Gremien totquasselt, sondern aus der geistliches Leben sprudelt; das kann ich mir auch als Freikirchler nur wünschen. Klar gibt es ein paar ganz entscheidende Lehrunterschiede zwischen mir und der katholischen Kirche. Und ich weiß nicht, ob wir in diesem Leben bei diesen Fragen noch auf einen Nenner kommen. Aber, wie Johannes Hartl sagte: Wir können immerhin jetzt schon damit anfangen, einander zu lieben und wertzuschätzen." Und, möchte ich hinzufügen, da wo es möglich ist, auch gemeinsam zu handeln.
Das Mission Manifest fasst sich in 10 Thesen zur geistlichen Erneuerung der Kirche zusammen, die man am besten hier nachliest.
Im Zuge der Vorstellung wurden alle protestantischen Teilnehmer - Landes- und Freikirchler - ermutigt, für ihre katholischen Geschwister und um eine geistliche Erneuerung in der katholischen Kirche zu beten. was ich mit Freude getan habe. Und auch in Zukunft tun möchte.
Ein zweiter Abend, der es in sich hatte, war ein Abend, bei dem der Vortrag mit "Europe shall be saved" übertitelt war. Da ging ich, ehrlich gesagt, mit gemischten Gefühlen hin. Seit 25 Jahren höre ich immer wieder (vor allem charismatische) Prediger über eine bevorstehende Erweckung in Europa reden, die schon bald bevorstünde. 15 Jahre Pastorendienst und auch die Jahre zuvor hatten mich dann doch ziemlich ernüchtert. Da hatte ich dann im Dienst jeweils mit der Realität vor Ort zu kämpfen, und die war häufig frustrierend. Und von mir selbst war ich auch oft genug frustriert. Deshalb nahm ich das erst mal skeptisch auf, dass da gleich so groß abgebissen wurde.
Was an dem Abend aber dann folgte, war tief berührend. Anwesend war Pastor Dr. Sameh Maurice, Pastor einer großen evangelikalen Gemeinde in Ägypten, der von dem Zusammenhalt der ägyptischen Christen berichtete - Kopten, Katholiken, Orthodoxe, Evangelikale und andere - und seinen Hörern hier ins Stammbuch schrieb: "Ohne die Einheit der Kirche wird es keine Erweckung geben!" Das war keine Worthülse, sondern die Erfahrung eines Mannes, der seinen Dienst in einem Land tut, in dem die Hinwendung zu Jesus den Kopf kosten kann. Anschließend passierte genau das: Katholische Christen, Charismatische, Evangelikale sowie Christen aus verschiedenen Ländern beteten gemeinsam für diesen Kontinent, der so viel Segen und Leid zugleich über die Welt gebracht hat - und für die Menschen, die nach einer heilen Beziehung mit ihrem Schöpfer hungern. Es ist, glaube ich, unmöglich, in Worte zu fassen, was sich da atmosphärisch abspielte.
Am Abschlusstag war ich bei der Eucharistiefeier von Bischof Florian Wörner zugegen (natürlich, ohne zur Kommunion zu gehen, nur zur Klärung ...) Aber es gab mir die Gelegenheit, meiner 13 jährigen Tochter zu erklären, was da jeweils gerade vor sich geht, so weit ich das selbst wusste. Sie kennt ja nur freikirchliche Gottesdienste und ein bisschen Horizonterweiterung tut immer gut.
sorry für die miese Bildqualität. Die Kamera am iPhone 6 ist echt eine Enttäuschung ... |
Auch der Abschlussvortrag, in dem es um den Propheten Elia ging, um dessen Krise nach dem Karmelerlebnis und seine Wiederherstellung durch Gott, war sehr hörenswert. Anschließend ging es, gefüllt mit vielen, vielen Eindrücken, zurück auf die Piste nach Norden (immerhin 8 Std Autofahrt) und heute bin ich total platt, aber von Herzen dankbar.
Und in der nächsten Woche tut sich direkt ein Übungsfeld für Einheit auf: Die Gebetswoche der Ev. Allianz. In der sich, wenn ich es recht bedenke, in den letzten anderthalb Jahren hier in Norden auch in der Hinsicht mehr getan hat, als man es hätte erwarten können. Also doch: "Europe shall be saved!" Klingt vielleicht immer noch groß abgebissen, aber wie Bruder Andrew, der Gründer von "Open Doors" einmal sagte: "It is easier to cool down a fanatic than to warm up a corpse!". In diesem Sinne: Ein gesegnetes Neues Jahr!