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Wofür ist Kirche eigentlich da?

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  An vielen Orten entlang der Küste kann man sie sehen: Alte Rettungsboote oder -schiffe, die ihren Dienst schon länger hinter sich haben. Die sind in den meisten Fällen, was das Erscheinungsbild anbelangt, sehr gut gewartet. Da ist nirgendwo Rost zu sehen, die Fenster sind ordentlich geputzt, da hängt keine Leine einfach so rum und die Farben leuchten weit sichtbar (wie bei dem Beispiel hier auf der Insel Langeoog; wer das Boot mal besichtigen will - es steht direkt gegenüber dem Eingang des "Hauses der Insel"). Boote, die zur Rettungsflotte der "DGzRS" gehörten, der "Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger". Wie gesagt, diese Boote werden gut in Schuss gehalten, eine Gruppe von Freiwilligen kümmert sich liebevoll darum. Sie sehen gut aus und machen echt was her vom Äußeren. Aber sie retten schon lange keine Menschen mehr. Immer, wenn ich an diesem Exponat vorbeilaufe (was in den letzten Jahren zugegebenermaßen selten geworden ist), muss ich an...

Verwegenes Vertrauen

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    Meine Physiotherapeutin erzählte mir unlängst, sie hätte sich vor einiger Zeit einen Herzenswunsch erfüllt und hätte sich einen Fallschirmsprung gegönnt. Das kann man als Privatperson buchen, und das wird als Freizeitevent immer beliebter. Wer das bucht, der sucht einen Kick; ein Erlebnis, das sich vom schöden Alltag mit seinen vorhersagbaren Strukturen abhebt. Für die einen ist das ein "once-in-a-lifetime"-Erlebnis. Für mich wäre allein die Vorstellung blanker Horror, aus einem fliegenden Flugzeug zu springen, auch wenn ich einen Fallschirm hätte. Wer so etwas macht, der braucht ein großes Vertrauen. Vertrauen in den erfahrenen Springer, den Instrukteur, dass der weiß, was er macht; Vertrauen darauf, dass der Schirm richtig gefaltet wurde und sich zum richtigen Zeitpunkt öffnet, Vertrauen darauf, dass die Landung am vorgesehenen Ort stattfindet und man bis dort mit den Windverhältnissen klarkommt und so weiter.  Im 10. Kapitel des Hebräerbriefes ist von Aushalten, vo...

Früchte des Lichts

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  Auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, hier ein Geständnis: Ich mag keine Zahnärzte (ist nicht persönlich gemeint, falls jemand betroffen sein sollte ...). Ich mochte die noch nie. Meine Mutter erzählt immer wieder, dass Zahnarztbesuche mit mir im Kindesalter eine Art traumatische Erfahrung waren – vor allem für sie als Begleitperson. Mittlerweile bin ich Mitte 50 und gehe regelmäßig freiwillig zum Zahnarzt, aber so ganz leicht fällt es mir immer noch nicht. Vielleicht kennst Du das: Die heftigsten Ängste zuvor stehst du im Wartezimmer aus. Erst, wenn über deinem Kopf die Behandlungsleuchte angeht, kommt so etwas wie Ruhe in die Situation. Diese Behandlungsleuchten sind besondere Lampen: Mit wenig Birnen oder Lichterzeugern, aber unglaublich hell, damit sie die Mundhöhle gut ausleuchten können und der Zahnarzt sowohl den Behandlungsbedarf sieht, als auch die Orte, an denen er seine Instrumente anwenden muss. Diese Lampe, dieses Licht dient also dazu, einen an sich tenden...
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Was ist Wahrheit? „Wahrheit? Was ist das?“, so fragt Pilatus Jesus, als er vor ihm steht und ihm eben diese Frage stellt. Eine berechtigte Frage aus Pilatus‘ Sicht: Als gebildeter Römer war er vermutlich mit einigen philosophischen und religiösen Weltsichten vertraut, von denen sich die allermeisten voneinander unterschieden und einige sich sogar in wichtigen Fragen widersprachen. Für ihn war das eine rein akademische Frage. „Wahrheit“ ist in der Tat als Begriff gar nicht so einfach zu verstehen oder zu begreifen. „Gemeinhin wird die Übereinstimmung von Aussagen oder Urteilen mit einem Sachverhalt, einer Tatsache oder der Wirklichkeit im Sinne einer korrekten Wiedergabe als Wahrheit bezeichnet.“ , so das Online-Lexikon „Wikipedia“. Das ist der „Alltagsgebrauch“ dieses Begriffes. Und dann gibt es noch die Betrachtung des Wortes in vielen philosophischen Schulen und theologischen Strömungen; das schenken wir uns hier mal. „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich die Wahr...
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  Treue und Gnade Jedes Jahr, wenn ein neues Schuljahr beginnt, stellt man ganz neu fest, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn ein Kind eine neue Klassenstufe beginnt und für das eine oder andere Kind vielleicht sogar das Abschlussjahr ansteht.  Meine älteste Tochter ist da schon einen Schritt weiter: Die beginnt im Spätjahr diesen Jahres ihr Studium. "Das kann doch gar nicht sein", denke ich da bisweilen, "die hab ich doch gefühlt gestern noch im Kinderwagen durch die Gegend geschoben ..." Eine Kindheitsepisode meiner Tochter, an die ich mich noch gut erinnern kann, ist der Tag, an dem sie Fahrradfahren lernte. Sie wurde mit einem nagelneuen Kinderfahrrad ausgestattet (und hier ein Hat-Tip an die Hersteller von dem Ding; das Teil hat alle unsere 5 Kinder überlebt ...), Fahrradhelm auf und dann ab auf die Straße. Balance halten war gar nicht mal so schwierig (sie hatte vorher ein Laufrad gehabt), wohl aber die Koordination, die für das Treten der Pedale notwendig ist....
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 Nervtötend beten "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!" Da s ist Latein und heißt so viel wie: "Und wiederum sage ich: Karthago muss zerstört werden!" Das war ein immer wiederkehrender Satz (auf Denglisch: eine 'Catchphrase') des römischen Senators Cato des Älteren. Er war so sehr davon überzeugt, dass die Stadt Karthago in Nordafrika völlig zerstört werden müsse, dass er diesen Satz am Schluss jeder Rede anfügte, egal, um welches Thema es eigentlich in der Rede gegangen war. Historisch ist das zwar nicht gesichert, aber man kann sich vorstellen, wie die Reaktion der anderen Senatoren, sagen wir mal, nach der 30sten Rede war, die mit diesem Satz endete: Ein Drittel war erwartungsvoll, ein Drittel belustigt, und ein Drittel rollte genervt mit den Augen. Ein Mensch, der die ganze Zeit in allen Gesprächen nur ein einziges Thema kennt, läuft in Gefahr, seinen Mitmenschen schnell auf die Nerven zu gehen. Wenn kein normales Gespräch übers Wetter, die Verkerh...
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  Abtreibung Nun gut, reden wir über das Aufregerthema der Stunde (das uns auch so oder so schon seit Jahren begleitet). Keine gesellschaftstheoretische oder theologische Grundsatzdiskussion, sondern einfach ein paar Gedanken und Eindrücke, die ich hier mal recht unsortiert in den Ring werfe. Und das gleich am Anfang: Es geht hier in dem Artikel nicht um die Personalie Frauke Borsius-Gersdorf, die für ein Richteramt am BvG vorgesehen war, sondern um einen persönlichen Blick auf das Thema selbst. Grob zusammengefasst die Rechtslage (findet sich in §218a des Strafgesetzbuches): In Deutschland ist ein Schwangerschaftsabbruch nach vorheriger Beratung bis einschl. der 12. Schwangerschaftswoche möglich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, aufgrund medizinischer Indikation (wenn z.B. das Leben der Mutter gegen das Leben des Fötus abgewogen werden muss, etwa bei einer Infektion o.ä.) oder aufgrund von kriminologischer Indikation (eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung) auch übe...