Treue und Gnade
Jedes Jahr, wenn ein neues Schuljahr beginnt, stellt man ganz neu fest, wie schnell die Zeit vergeht. Wenn ein Kind eine neue Klassenstufe beginnt und für das eine oder andere Kind vielleicht sogar das Abschlussjahr ansteht.
Meine älteste Tochter ist da schon einen Schritt weiter: Die beginnt im Spätjahr diesen Jahres ihr Studium. "Das kann doch gar nicht sein", denke ich da bisweilen, "die hab ich doch gefühlt gestern noch im Kinderwagen durch die Gegend geschoben ..."
Eine Kindheitsepisode meiner Tochter, an die ich mich noch gut erinnern kann, ist der Tag, an dem sie Fahrradfahren lernte. Sie wurde mit einem nagelneuen Kinderfahrrad ausgestattet (und hier ein Hat-Tip an die Hersteller von dem Ding; das Teil hat alle unsere 5 Kinder überlebt ...), Fahrradhelm auf und dann ab auf die Straße. Balance halten war gar nicht mal so schwierig (sie hatte vorher ein Laufrad gehabt), wohl aber die Koordination, die für das Treten der Pedale notwendig ist.
Immer wieder ist sie losgefahren, kam einige Meter weit und stieg dann (meist unfreiwillig) ab. Was ja normal ist, wenn man Fahrradfahren lernt. Irgendwann setzte sie sich frustriert auf den Bordstein, setzte eine Schmolllippe auf und verkündete laut: "Ich kann das nicht!". Da war Papa gefragt. Mit einiger Geduld klappte es dann doch: Ich lief immer hinter ihr her, bereit, sie aufzufangen, wenn sie zu fallen drohte. Bis sie es ohne Festhalten geschafft hat.
Im obigen Bibelvers ist der Apostel Paulus dankbar für die Gemeinde in Korinth; dafür, dass dort die Gegenwart Gottes in der Gemeinde und durch die Gemeinde sichtbar wird. Und das in Korinth - die Gemeinde war ja alles andere als 'pflegeleicht'. Es gab so einige Herausforderungen, mit denen sie sich vor Ort und im Briefwechsel mit Paulus auseinandersetzen mussten.
Da gab es Leute, die Paulus an die Karre fahren wollten und seine Autorität als Apostel anzweifelten. Es wurden spürbare Unterschiede nach sozialer Herkunft der Menschen in der Gemeinde gemacht, und der Umgang miteinander war wohl auch nicht von der tollsten Sorte.
Trotzdem ist Paulus für diese Gemeinde dankbar. Warum? Nicht, weil er sich krampfhaft Beispiele suchen muss, was da gut lief (die gab es ohnehin), sondern weil diese Gemeinde auch in ihrem aktuellen Zustand ein Teil der weltweiten Gemeinde Jesu, des Leibes Christi, war.
"Gott ist treu". Das ist erst mal wichtig. Gott ist treu, und seine Treue zu uns ist von unserer Treue zu ihm glücklicherweise erst mal nicht abhängig. Er ist treu, wenn wir emotional gerade so gar nicht spüren, dass er überhaupt da ist. Er ist treu, auch dann, wenn wir sauer oder wütend auf ihn sind. Er ist treu, wenn sich unser Lebensweg gestaltet wie bei einem Fahrradanfänger: Wackelig, vorsichtig, mit häufigen Stürzen und einigen Blessuren. Vielleicht sogar mit sichtbaren Narben.
Gott ist treu - auch dann, wenn wir subjektiv im entsprechenden Augenblick das so aus eigenem Erleben nicht sehen können. Und dieser treue Gott, von dem Paulus da schreibt, der wird dafür sorgen, dass wir mit unserem Glauben ans Ziel kommen, denn er hat uns berufen in die Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus.
Keine Leistungsgemeinschaft. Sondern eine Gnadengemeinschaft, die eine Folge dieser unfassbaren Treue Gottes ist. Und diese Gnade schenkt uns Leben, wie es in einem der Mottosongs bei ProChrist in den 90er Jahren so schön hieß. Das möchte ich Dir zusagen heute: Gott ist treu! Gott ist DIR treu - in jeder Lebenslage!
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