
Ich habe in der letzten Zeit drei interessante Bücher von Francis Chan gelesen: The forgotten God (darin geht es um den Heiligen Geist), "Erasing Hell" (darin geht es um das, was der Titel nahelegt) und "Crazy Love". Darin geht es um "Mehr". Mehr Hingabe. (Was unbedingt eine gute Sache ist!) Aber eben auch sonst um "Mehr": Mehr dienen, mehr geben, mehr Zeit fürs Reich Gottes aufwenden, mehr Begeisterung, mehr Einsatz, mehr, mehr, mehr.
Solche Bücher hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Nachgeschmack. Zum einen merke ich die gute Absicht, die hinter den Zeilen steckt. Die Absicht, einer trägen evangelikalen Christenheit den Schuh ins verlängerte Hinterteil zu platzieren, ein bisschen am geistlichen Status Quo zu rütteln und Leute zu einer tieferen Hingabe an Jesus Christus einzuladen. So weit, so gut; daran ist ja grundsätzlich nichts auszusetzen.
Problematisch wird es für mich nur da, wenn der Wert einer Person mit seiner Art und Weise, zu handlen, verknüpft wird - und wenn diese Art und Weise, zu handeln sich verengt in die persönlichen Vorstellungen des Schreibers. Wer nicht spektakulär in Erscheinung tritt und spektakuläres leistet, der befindet sich im Mittelmaß. "Lukewarm", also lauwarm ist der Begriff, der hier verwendet wird.
Chan führt Beispiele von Männern und Frauen an, die mit ihrem Handeln Geschichte im Reich Gottes geschrieben haben. Nathan Barlow, Rachel Saint, George Muller und Shane Clairborne zum Beispiel. Das waren (bzw. sind) Männer und Frauen, die unglaubliches geleistet haben. Menschen, die mich inspirieren.
Aber was ist mit den "ganz normalen" Menschen, die auch Jesus folgen und deren Leben zumindest in historischen Dimensionen verhältnismäßig unaufgeregt ist?
- Was ist mit denen, die im "normalen" Berufsleben stehen, Tag für Tag ihren Job machen und ihn gut machen? Was mit den Männern, die treu zu ihrer Frau stehen und mit allen Kräften versuchen, ein guter Vater zu sein?
- Was ist mit den "Streitern Christi", die nicht an die Front, sondern ins Lazarett gehören? Menschen, die nicht für andere sorgen, sondern für die gesorgt werden muss? Was ist mit denen die krank sind, und viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen? Die nicht "mehr" geben können - sind die dann nur Ballast?
...gerade die Teile des Körpers, die schwächer zu sein scheinen, sind besonders wichtiggerade den Teilen, die wir für weniger ehrenwert halten, schenken wir besonders viel Aufmerksamkeit; gerade bei den Teilen, die Anstoß erregen könnten, achten wir besonders darauf, dass sie sorgfältig bedeckt sind(bei
denen, die keinen Anstoß erregen, ist das nicht nötig). Gott selbst,
der ´die verschiedenen Teile des` Körpers zusammengefügt hat, hat dem,
was unscheinbar ist, eine besondere Würde verliehenEs darf nämlich im Körper nicht zu einer Spaltung kommen; vielmehr soll es das gemeinsame Anliegen aller Teile sein, füreinander zu sorgen. Wenn
ein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit, und wenn ein Teil
geehrt wird, ist das auch für alle anderen ein Anlass zur Freude. - 1.Kor. 12, 22-2
- Was ist, wenn ich 1. Thessalonicher 4, 11+12 beherzige und es zur Grundlage meines Alltagslebens mache:
"Und setzt es euch zum Ziel, ein geordnetes Leben zu führen, euch um eure eigenen Angelegenheiten zu kümmern und selbst für euren Lebensunterhalt zu sorgen. Wenn ihr das tut – und wir haben euch ja schon früher dazu aufgefordert –, werden euch die Außenstehenden achten, und ihr werdet niemand zur Last fallen
»Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmenNehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.« - Matthäus 11, 28-30